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22.08.05
[Demokratie-Diskussion]
Tag auch!
Ich finde den Beitrag von Stefan (18.08.) sehr interessant. Es kommt weniger darauf an, wie
die innerbetriebliche Demokratie im Einzelnen geregelt ist - wesentlich scheint mir zu sein,
daß gewährleistet ist, daß die Menschen bestimmen können, was und wie produziert wird.
Dafür ist es notwendig, daß Informations- und Diskussionsmöglichkeiten realisiert werden,
damit die Beschäftigten in den Betrieben die Möglichkeit erhalten, über die
gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Produkte zu urteilen. Sonst kann es leicht
wieder darauf hinaus laufen, daß nur die Profite - also letztlich die Höhe ihrer Löhne
zählt.
Salü
Reinhard
23.08.05
Hallo Leute,
die Forderung von manchen FriedensaktivistInnen, "wir", die KriegsgegnerInnen,
benötigten im Bundestag "laute Stimmen", ist genauso absurd wie die Forderung:
"Wir benötigen laute Stimmen auf dem Himalaya."
Hier wie dort hört niemand zu.
Maik
24.08.05
zu Stellungnahmen von Joachim (9.8) und Ute (10.8)
Hallo an alle,
ich kann Joachim nur zustimmen, denn die Linkspartei ist tatsächlich die
einzige Partei, die gegen die von euch kritisierte Politik antritt- und Chancen
hat, dies als drittstärkste politische Kraft im neuen Bundestag auch mit einer
gewissen Wirkung zu tun.
Dies betrifft nicht nur Hartz IV, sondern auch viele andere politische
Felder, auf denen ausserparlamentarische Bewegungen seit Jahren aktiv sind.
"Bei den wichtigsten Entscheidungen wird offensichtlich Politik gegen den
Willen der Mehrheit gemacht", schreibt Ute zu Recht. Gerade dann erscheint es
jedoch sinnvoll, ein linkes Bündnis zu wählen, welches offensichtlich den "Willen
der Mehrheit" umsetzen möchte.. Natürlich gibt es viel zu kritisieren und
viele Fragezeichen bei diesem Linksbündnis. Es entspricht nicht der "reinen
Lehre" und hat mit Lenin weniger zu tun, als Ute es sich wünscht.
Dennoch möchte ich mal die Frage stellen, wie verantwortungsvoll es
eigentlich ist, jahrelang eine andere Sozial-, Flüchtlings- und Friedenspolitik zu
fordern, dann aber, wenn es eine politische Kraft gibt, die dies im Parlament
einbringen will, nicht zu wählen? Das ist doch politische Kastration, sich
Einrichten in der Nische eigener politischer Bedeutungslosigkeit und
Handlungsunfähgikeit! Da fühlt man sich dann unter Gleichtgesinnten wohl, weil man keine
Auseinandersetzung führen muss- weder mit anderen Parteien, noch mit Medien, noch
mit Leuten, die anderer Meinung sind.
Es ist doch geradezu schizophren, ein Jahr lang "Weg mit Hartz-IV!" auf
Montagsdemos zu fordern, dann aber zum Boykott eines Linksbündnisses aufzurufen,
was genau dies zur Hauptforderung erhoben hat und sich mit ganzer Kraft im
Bundestag dafür einsetzen will, Hartz IV zu kippen!! Entweder ich meine diese
Forderung Ernst, dann muss ich alle unterstützen, die sich dafür einsetzen, das
Gesetz zu kippen, oder ich warte auf den St.Nimmerleinstag.
Ich persönlich habe aber keine Geduld, auf diesen Tag zu warten. Ich möchte,
dass sich jetzt und hier was ändert. Sprecht doch mal mit
Hartz-IV-EmpfängerInnen, mit Flüchtlingen, mit Krankenschwestern und Schichtarbeitern, mit
Rentnern, mit chronisch Kranken, mit Menschen, die neben AKWs wohnen. Erklär ihnen,
warum ihr zum Boykott einer Partei aufruft, die genau an ihrer Situation was
ändern möchte. Erklär ihnen, warum ihr ihnen zumutet, weiterhin ihre beschissene
Lebens- und Arbeitssituation zu ertragen. Wahrscheinlich ist niemand der
Wahlboykotteure Hartz-IV-Empfänger, Arbeiter, Rentner oder Flüchtling. Die drei
Anwälte, die den Boykott namentlich tragen, sind es ebensowenig wie
Oberboykotteur Klaus Schramm.
Ich finde den Wahlboykottaufruf in dieser politischen Konstellation des
Jahres 2005, wo eine linke Kraft aus dem Parlament heraus Chancen hat, real etwas
zu verändern, in hohem Masse sozial unverantwortlich und gegenüber den von der
herrschenden Politik Betroffenen gerazu zynisch. Eine Chance, an ihren
Verhältnissen etwas zu verändern, wird bewusst bekämpft, stattdessen graue politische
Theorie, Parlamentarismuskritik, Lenin und Marx. Soviel Gleichgültigkeit
gegenüber dem realen Schicksal von Menschen ist jämmerlich und traurig. Ich hoffe
sehr, dass sich möglichst wenig eurem Wahl-Boykott anschliessen und die
Linkspartei mit grossen Stimmenzahl in den Bundestag einzieht. Denn nur dann besteht
die reale Chance, dass sich etwas ändert. Würde das Linksbündnis unter 5
Prozent bleiben, würde die neoliberale Politik mit Tempo fortgesetzt.
Offensichtlich ist es das, was die Wahlboykotteure in Kauf nehmen, denn sie sind ja von
der neoliberalen Politik nicht persönlich betroffen, im Gegensatz zu vielen
Millionen anderen, denen die Luft zum Leben abgeschnürt wird, und theoretisieren
lieber im politischen Elfenbeinturm.
Martin
25.08.05
Hallo Martin!
Wir haben zwar einen Beschluß, wonach wir persönlich verunglimpfende Beiträge
hier nicht veröffentlichen. Da Klaus als Betroffener sich aber dafür aussprach, machen wir eine
Ausnahme und ich als "Nichtbetroffene" habe die Beantwortung übernommen:
Martin schrieb:
> ich kann Joachim nur zustimmen, denn die
> Linkspartei ist tatsächlich die einzige Partei,
> die gegen die von euch kritisierte Politik antritt-
> und Chancen hat, dies als drittstärkste politische
> Kraft im neuen Bundestag auch mit einer
> gewissen Wirkung zu tun.
Da Du auf diesen Diskussionsseiten offenbar schon den ein oder
anderen Beitrag gelesen hast, wärst Du in der Beweispflicht,
welche "gewisse Wirkung" Du denn von der "Linkspartei" erwartest.
Ich nehme jedenfalls mal an, Du erwartest eine positive Wirkung
und nicht etwa eine der von uns beschriebenen negativen.
> Dies betrifft nicht nur Hartz IV, sondern auch
> viele andere politische Felder, auf denen
> ausserparlamentarische Bewegungen seit Jahren
> aktiv sind.
Die gewisse Wirkung? Meinst Du nun tatsächlich, die "Linkspartei"
könne im Bundestag irgend etwas gegen Hartz IV bewirken?
> "Bei den wichtigsten Entscheidungen wird
> offensichtlich Politik gegen den Willen der
> Mehrheit gemacht", schreibt Ute zu Recht.
> Gerade dann erscheint es jedoch sinnvoll,
> ein linkes Bündnis zu wählen, welches
> offensichtlich den "Willen der Mehrheit" umsetzen
> möchte..
Das "erscheint" Dir sinnvoll - ein Argument ist dies leider nicht.
> Natürlich gibt es viel zu kritisieren und
> viele Fragezeichen bei diesem Linksbündnis.
Das ist eine Kritik-Wegwisch-Phrase.
> Es entspricht nicht der "reinen Lehre" und
> hat mit Lenin weniger zu tun, als Ute es sich
> wünscht.
Na, jetzt wird's aber lustig: Wenn Du meinen Beitrag einigermaßen
aufmerksam gelesen hättest, hättest Du wohl bemerkt, daß ich von
Lenin wenig halte.
> Dennoch möchte ich mal die Frage stellen,
> wie verantwortungsvoll es eigentlich ist,
> jahrelang eine andere Sozial-, Flüchtlings-
> und Friedenspolitik zu fordern, dann aber,
> wenn es eine politische Kraft gibt, die dies
> im Parlament einbringen will, nicht zu
> wählen?
Ach Martin, dann war es wohl auch verantwortungslos, wenn ich die PDS
bisher nie gewählt habe?
> Das ist doch politische Kastration,
Autsch, da fehlt mir was!
> sich Einrichten in der Nische eigener
> politischer Bedeutungslosigkeit und
> Handlungsunfähgikeit!
Diesen Quatsch hab ich mir schon so oft anhören müssen. Ich will Dir ja mal nichts unterstellen,
aber die meisten von denen, die so reden, kommen beispielsweise nie zu einer CASTOR-Blockade. Die
Verstehen unter "Handlungsfähigkeit" das Schreiben von Gesetzesvorlagen.
In Deinem gesamten Beitrag ersparst Du es Dir und uns, mal aufzuzeigen,
was es denn nun mit Wirkung oder mit Handeln im Parlament auf
sich haben könne. Meinst Du etwa das "Sprachrohr-Spielen"? Wenn Du
willst, könnten wir darüber diskutieren. Oder kneifst Du, wenn's konkret
werden soll?
> Da fühlt man sich dann unter
> Gleichtgesinnten wohl, weil man
> keine Auseinandersetzung führen
> muss -
Meinst Du damit etwa die Auseinandersetzungen, die Winfried Wolf und
Ulla Jelpke in der PDS-Fraktion im Bundestag führen mußten, weil sie
wagten, etwas zu machen, was in den Medien - also in der Öffentlichkeit -
wenigstens mal ein Fitzelchen von Wirkung hätte entfalten können?
> weder mit anderen Parteien, noch
> mit Medien, noch mit Leuten, die
> anderer Meinung sind.
Meinst Du wirklich, wenn Du im Bundestag wärst, da ginge es drum, mal
mit Josef Fischer zu diskutieren oder mit Angela Merkel? Das wäre wohl
grenzenlos naiv! Mal abgesehen davon, daß Du mit den wirklich Mächtigen
im Vorstand von Deutscher Bank oder DaimlerChrysler, die sicherlich
"anderer Meinung" als wir sind, weder als Bundestags-Abgeordnete oder
-Abgeordneter diskutieren kannst noch damit etwas ausrichten könntest.
> Es ist doch geradezu schizophren,
> ein Jahr lang "Weg mit Hartz-IV!" auf
> Montagsdemos zu fordern, dann aber
> zum Boykott eines Linksbündnisses
> aufzurufen, was genau dies zur
> Hauptforderung erhoben hat und
> sich mit ganzer Kraft im Bundestag
> dafür einsetzen will, Hartz IV zu
> kippen!!
Auch der Vorwurf von Geisteskrankheiten ersetzt keine Argumente.
Wer die richtige Forderung "erhebt", muß deshalb noch lange nicht
die richtige Richtung weisen. Dann könnten wir ebensogut MLPD
wählen. Oder ist für Dich etwa die pure Zahl an Gleichgesinnten
ein Argument? Oder das von Umfrageinstituten prognostizierte
zweistellige Wahlergebnis für die "Linkspartei"? Ersetzt das für
Dich ein Argument?
> Entweder ich meine diese Forderung
> Ernst, dann muss ich alle unterstützen,
> die sich dafür einsetzen, das Gesetz zu
> kippen, oder ich warte auf den
> St.Nimmerleinstag.
Na das meinst Du ja wohl nicht ernst: Ich soll also zugleich "Linkspartei" und MLPD und wen
sonst noch was wählen? Das wäre ja Ungültig-wählen.
Wählen oder Warten? Ist das alles, was Dir einfällt?
> Ich persönlich habe aber keine
> Geduld, auf diesen Tag zu warten.
> Ich möchte, dass sich jetzt und
> hier was ändert.
Hier ersetzt Du Argumente durch Suggestion: Wer will, daß sich was ändert, muß wählen!
Ha, ha, nicht sehr einfallsreich.
> Sprecht doch mal mit
> Hartz-IV-EmpfängerInnen, mit
> Flüchtlingen, mit
> Krankenschwestern und
> Schichtarbeitern, mit
> Rentnern, mit chronisch
> Kranken, mit Menschen,
> die neben AKWs wohnen.
Das ist eine altbekannte Phrase aller Zeigefinger-Hochheber. Von Müntefering war
auch schon entsprechendes zu hören. Meinst Du wirklich, die damit verbundene
Unterstellung merkt heute immer noch niemand? Meinst Du wirklich, wir würden
nie mit Betroffenen reden?
> Erklär ihnen, warum ihr zum
> Boykott einer Partei aufruft,
> die genau an ihrer Situation
> was ändern möchte.
Kannst Du diesen Satz auch mit so einem sonoren Unterton aus dem Bauch heraus
aufsagen?
> Erklär ihnen, warum ihr ihnen
> zumutet, weiterhin ihre
> beschissene Lebens- und
> Arbeitssituation zu ertragen.
Schuldzuweisung - siehe die letzten beiden Beiträge von Adriana.
> Wahrscheinlich ist niemand
> der Wahlboykotteure
> Hartz-IV-Empfänger, Arbeiter,
> Rentner oder Flüchtling.
Wieviele Bewerbungen pro Monat soll ich Dir vorlegen? Bist Du mit der
Anzahl zufrieden, die ich bei der "Agentur für Arbeitslosigkeit" vorlegen muß?
Deine Stereotypen erinnern mich sehr an das Geschwätz von überheblichen Reaktionären,
die meinten, uns sagen zu dürfen "Geh doch erst mal selbst in die Fabrik arbeiten",
nur weil wir jung waren.
> Die drei Anwälte, die den Boykott
> namentlich tragen, sind es
> ebensowenig wie
> Oberboykotteur Klaus Schramm.
Kein Kommentar. Das spricht für sich.
> Ich finde den Wahlboykottaufruf
> in dieser politischen Konstellation
> des Jahres 2005, wo eine linke
> Kraft aus dem Parlament heraus
> Chancen hat, real etwas zu
> verändern,
In Deinem gesamten Beitrag bleibst Du eine Begründung schuldig,
wie dies denn möglich sein soll: aus dem Parlament heraus "real etwas zu verändern".
> in hohem Masse sozial
> unverantwortlich und
> gegenüber den von der
> herrschenden Politik Betroffenen
> gerazu zynisch.
Kein Kommentar. Das spricht für sich.
> Eine Chance, an ihren
> Verhältnissen etwas zu verändern,
> wird bewusst bekämpft, stattdessen
> graue politische Theorie,
> Parlamentarismuskritik, Lenin und
> Marx. Soviel Gleichgültigkeit
> gegenüber dem realen Schicksal von
> Menschen ist jämmerlich und traurig.
Gefühl statt Denken? Ein bißchen Beschäftigung mit Theorie oder zumindest ein weniger
oberflächliches Lesen könnte Dir vielleicht nicht schaden. Dann würdest Du zumindest Lenin und
Marx nicht in einen Pott werfen. Aber Du hast offenbar noch nicht einmal eine Ahnung,
was diskutieren bedeutet. Du kommst ohne jedes Argument aus und produzierst statt
dessen Vorwürfe und Suggestion.
> Ich hoffe sehr, dass sich möglichst
> wenig eurem Wahl-Boykott
> anschliessen und die Linkspartei mit
> grossen Stimmenzahl in den Bundestag
> einzieht. Denn nur dann besteht
> die reale Chance, dass sich etwas ändert.
Das ist jetzt hier die dritte Wiederholung. Ersetzt bei Dir die Wiederholung eine Begründung?
> Würde das Linksbündnis unter 5
> Prozent bleiben, würde die
> neoliberale Politik mit Tempo
> fortgesetzt. Offensichtlich ist es das,
> was die Wahlboykotteure in Kauf
> nehmen, denn sie sind ja von
> der neoliberalen Politik nicht
> persönlich betroffen,
So, so...
> im Gegensatz zu vielen
> Millionen anderen, denen die Luft
>zum Leben abgeschnürt wird, und
> theoretisieren lieber im politischen
> Elfenbeinturm.
Du kommst ohne jedes Argument aus und produzierst statt
dessen Vorwürfe und Suggestion.
solidarische Grüße
Ute
26.08.06
Die Gründe, die jeder persönlich für einen Wahlboykott hat, sind mir
egal, deshalb werde ich auch nirgendwo unterschreiben oder so.
Ich bin ja nicht grundsätzlich für einen Wahlboykott, sehe aber in der
gegenwärtigen Situation keine andere Möglichkeit. Politik in Ihrer
jetzigen Form, MUSS für jeden, der sich daran beteiligt kompromittierend sein.
Punkt 1: Die Besoldung und die Pensionen sind zu hoch.
Politiker können für mich erst dann glaubhaft sein, wenn Ihre Gehälter
und ihre Renten nicht mehr so extrem über dem Stand eines
durchschnittlichen Arbeitnehmers liegen, sie diesen Job also in aller
erster Linie aus Verantwortungsbewusstsein machen müssten. Wenn es denn
schon richtig viel Geld sein soll, dann nur, wenn es richtig vielen
Menschen in diesem Land wirtschaftlich und sozial gut geht. Und zwar
nachhaltig, nicht kurzfristig.
Punkt 2: Fraktionszwang.
Es gibt da sicher den einen oder anderen mehr oder weniger glaubhaften
Politiker. Aber der steht dann unter Fraktionszwang, dass er, selbst
wenn es nicht um´s Geld ginge, auch hier derart kompromittiert wird und
eigentlich sofort das Handtuch schmeißen müsste.
Ergo befinden sich da vor allem Menschen, die in irgendeiner Form bereit
sind, sich kompromittieren zu lassen.
Die ganzen superschlauen Leute, die glauben, Wahlboykott wäre
verantwortungslos, merken nicht, wie sie vereimert und be- bzw.
ausgenutzt werden, einer untragbaren Situation die Legitimation zu
geben. Das macht mich wütend. Wenn Sie glauben wählen gehen zu müssen,
na dann sollen sie es halt machen, auch wenn ich darüber traurig bin,
weil sich damit echte Veränderungen verzögern, aber sie sollten
wenigstens akzeptieren, dass Andere auch Ihre Gründe haben. Im Übrigen
gehe ich ausschließlich zu meiner Dorf- und Kreistagswahl, da kenne ich
die Leute und weiss wenigstens sicher, worum es geht.
Ich hatte überlegt Tierschutzpartei zu wählen, aber ich glaube, der
Boykott ist letztlich effektiver, wenn immer mehr mitmachen.
Und jetzt böse:
Während wir kleine Arbeitnehmer irgendwann mit lausiger Rente, wenn
überhaupt, herumdümpeln müssen, werden diejenigen, die jetzt Einfluss in
der Politik haben, mit satten Pensionen den Staatshaushalt verprassen.
Die von gestern tun das ja schon fleißig. Aber mal ehrlich, davon träume
ich ja letztlich auch, aber ich bin leider dafür nicht clever genug. Zu
dumm, meine "blöden" Eltern haben mir nicht beigebracht, wie man am
Besten mit dem Arsch an die Wand kommt, statt dessen zu viele Skrupel
eingeimpft "Du darfst zu Deine Mitmenschen nicht unehrlich sein" und so...
Noch eine Frage: Ab wieviel Prozent Nichtwähler und in welchem
Zusammenhang, muss eine Wahl als ungültig erklärt werden? Ich glaube,
erst wenn dieser Zustand eintritt, besteht die Chance, dass sich die
klugen, leiseren, verantwortungsbewussteren Leute zusammen- und
durchsetzen und brauchbare längerfristige Konzepte schaffen.
Mal ehrlich, was mir so an Spots, Takshows, Reden und Werbeplakaten
entgegenschreit, ist doch die totale Verdummung, was ja letztlich auch
das Ziel ist. Mir wird regelmäßig schlecht, das gehört verboten. Die
entziehen sich doch selbst jede Glaubwürdigkeit. Bitte, bitte liebe
Bundes- und Landtagswähler, schaut doch mal ganz genau hin und dahinter,
macht das nicht mehr mit und zeigt ihnen die rote Karte, die merken es
doch sonst nicht, das etwas nicht stimmt, mit dem was sie da tun. Oder
wenn, dann wählt ausschließlich Leute, die Ihr persönlich wirklich gut
kennt, nicht weil sie am Stand mal ganz sympathisch waren.
Na dann auf einen Wahlabend, der für mich um so fröhlicher wird, je
weniger Menschen wählen gehen und statt dessen auf sich selbst und ihre
Fähigkeiten, das eigene Lebensumfeld gemeinsam mit Anderen zu
gestalten, vertrauen.
Wolf
26.08.05
Hallo Wolf!
Wenn Du nur in der Form boykottieren willst, indem Du nicht zur Bundestagswahl gehst, ist das okay - nur: Das merkt keiner.
Vielleicht hast Du's ja nicht gesehen, deshalb hier nochmal der Hinweis: Du kannst anonym an diesem von uns initiierten
Wahlboykott teilnehmen, indem Du den Text
>>Ich unterstütze den Aufruf der Aktion Wahlboykott 2005 und erkläre
verbindlich, an der bevorstehenden Bundestagswahl im Herbst 2005
nicht teilzunehmen.<<
an eines der auf der Seite
Sammelstellen verzeichneten RechtsanwältInnenburös sendest.
Unterschreiben müßtest Du das dann allerdings. Du bleibst aber anonym, da direkt nach der
Bundestagswahl sämtliche Einsendungen vernichtet werden. Es werden keinerlei Daten gespeichert,
die Rückschlüsse auf Deine Identität erlauben würden.
Zu Deiner Frage:
"Ab wieviel Prozent Nichtwähler und in welchem
Zusammenhang, muss eine Wahl als ungültig erklärt werden?"
Das müßte nicht einmal bei nur einer einzigen abgegebenen Stimme. Doch längst vorher wäre das System
zusammengebrochen, da sich bis dahin die Menschen eine immer offensichtlicher undemokratische
Politik nicht länger gefallen ließen. Die gegenwärtige Politik kann nur deshalb durchgezogen werden, weil noch
immer ein großer Teil der Menschen glaubt, dies sei ein wirklich demokratisches System.
Tschüss
Harry
26.08.05
Liebe Mitleserinnen und Mitleser!
Manchmal haben auch Konservative recht: Der emeritierte Professor für Politikwissenschaften, Wilhelm Hennis aus
Freiburg, meinte bereits nach Zustimmung von Bundespräsident Köhler zur Bundestagswahl per "unechter"
Vertrauensabstimmung:
"Die Entscheidung von Köhler hat mich nicht überrascht. Seine Juristen haben ihm wohl empfohlen, genau auf der
Schleimspur des Karlsruher Urteils von 1983 zu bleiben. Vom Bundesverfassungsgericht erwarte ich nichts. Die
Mehrheit der Richter ist vom Parteienstaat abhängig und fühlt sich ihm verpflichtet."
Auch immer mehr Konservativen wird klar, daß Kanzler Schröder die Grundlagen der parlamentarischen Demokratie
unterhöhlt und daß von nahezu allen Politikern gleich welcher Parteien mit allen Kräften dabei geholfen wird. Dies
erinnert sehr an die Endzeit der Weimarer Republik.
Ich schließe mich dem Wahlboykott an.
Sarah
26.08.05
Hallo Klaus,
durch das Interview in der 'Jungen Welt' habe ich von der lobenswerten Initiative erfahren. Ich meine auch,
daß nachhaltige Wirkung einer längeren aufklärenden Vorarbeit bedarf. Also bitte auch am Ball bleiben,
wenn dieses obskure Spektakel vorbei ist. Wichtig sind klarer Verstand, stichhaltige Argumente und
standhafte Mitstreiter für die Einsicht, daß Zukunft nur jenseits der vorherrschenden Verwertungslogik zu finden ist.
So long
Gerolf
27.08.05
Hallo Leute!
Ich kann zwar nicht alles unterschreiben, was Klaus Schramm in seinem gestern veröffentlichten Interview äussert.
So halte ich es durchaus noch für offen, ob nicht eine linke Partei, die von unten statt von oben und mit breiter
Beteiligung der unteren Zweidrittel dieser Gesellschaft aufgebaut würde, eine Chance hätte. Aber das ist Theorie.
Wer jedoch ein wenig politische Erfahrung hat, wird dem zustimmen müssen, dass die "Linkspartei" noch
schneller als "Grüne" oder PDS den Weg der Anpassung nehmen wird.
So bleibt tatsächlich "in dieser politischen Konstellation des Jahres 2005" (um die hochtrabenden Worte eines
Beitrags von vorgestern zu zitieren) nur die Alternative Wahlboykott. Ich schliesse mich Euch an.
Rote Grüsse
Gero Hanschke, Halle
28.08.05
(zu Harrys Diskussionsbeitrag v. 26.08.)
Hallo Harry,
letztlich hast Du recht, es ist schon wichtig, im Vorfeld dieser Show
kundzutun, dass man da nicht mit macht, um Anderen zu zeigen: "Du bist
nicht alleine, ja, wir haben auch erhebliche Zweifel, und das ist ein
echter Grund, da nicht mehr mitzumachen, und es ist keine Schande oder
Verantwortungslosigkeit, auch wenn von allen Seiten versucht wird, das
mit moralischem Druck zu suggerieren."
Ich habe keine Angst davor, nicht anonym zu bleiben. Ich stehe zu dem
was ich mache.
Mein Problem ist, dass Euer Aufruf politischen Ideen folgt. Ich kann
diesen Ideen zwar mehr oder weniger folgen, sehe aber auch Gefahren des
Mißbrauchs darin.
Mir ist einer der nicht mehr mit macht, der aber andere, z.B.
konservative Ansichten vertritt, genauso lieb, wenn es ihm darum geht,
die Verlogenheit anzuprangern.
Aber letztlich unterschreibe ich ja nicht für Eure Ideen sondern bekunde
tatsächlich nur, dass ich mich verbindlich nicht beteilige.
In diesem Sinne schicke ich meine Karte und mein Sprüchlein an eines der
angegebenen Büros.
Wolf
28.08.05
Hallo
Ich möchte mich auch noch zu Wort melden wegen dem Interview in der Jungen Welt.
Die Linkspartei hätte ich sowieso nicht gewählt und vermutlich hätte ich ungültig gewählt.
Aber es ist doch gut, daß es mit der Jungen Welt wenigstens noch eine Zeitung hat,
wo solche Alternativen wie der Wahlboykott publik werden. Mich wundert nicht, daß
in keiner der bürgerlichen Medien ein Sternbenswörtchen über Wahlboykott zu
finden ist. Und die drei politischen Statements des Aufrufs sind für mich exakt die
wichtigsten. Daß es einen solchen Wahlboykott in Verbindung mit einem Aufruf gibt,
finde ich klasse.
herzliche Grüße
Inge
Über weitere Diskussionsbeiträge würden wir uns freuen. Sie werden auf diesen Seiten veröffentlicht.
Kontakt:
Klaus Schramm
webmaster@wahlboykott2005.de