WAHLBOYKOTT
2005

Diskussions-Seite

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16.08.05

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wer nicht wählt, unterstützt die, die er nicht an der Regierung
oder möglicherweise gar nicht im Bundestag haben will.

Hochachtungsvoll

Simone P.

 

17.08.05

Hallo Simone, hallo Leute!

Dieses Argument hatten wir zwar schon einmal in einer ähnlichen Version. (Siehe Beitrag von "B." vom 13.08. auf den ich am selben Tag antwortete.) Ich will jedoch auch hierauf eingehen.

Simone, Dein Argument ähnelt dem früherer KDV-Ausschüsse, vor denen Kriegsdienstverweigerer ihre (ausschließlich) ethischen Argumente begründen mußten. Argumentationsmuster: Wer etwas unterläßt, macht sich mitschuldig. Beispiel: Wer Frau und Kind nicht mit der Waffe verteidigt, macht sich daran mitschuldig, wenn sie von feindlichen Soldaten massakriert werden.

Es gibt tatsächlich eine ethisch und logisch sinnvolle Argumentation, daß Unterlassung (beispielsweise unterlassene Hilfeleistung) die Mitschuld an den Taten anderer zur Folge haben kann. Diese Argumentation kann aber - wenn wir ehrlich miteinander umgehen wollen - nicht schematisch und abstrakt für jeden Zweck mißbraucht werden. Zum einen kommt es sehr darauf an, ob die unterlassene Handlung (Hilfeleistung oder Mord) selbst ethisch zu verantworten ist. Da spielt dann auch die Diskussion über die angeblich ethische Maxime "Der Zweck heiligt die Mittel" mit rein. Zum andern kommt es darauf an, ob zu der in Frage stehenden Handlung nicht vielleicht eine durchaus realistische und ethisch unbedenkliche Alternative besteht. Im Beispiel KDV-Ausschuß: Ob nicht der aktive Einsatz gegen Aufrüstung und die Vorbereitung gewaltfreier Widerstandsformen eine viel bessere Alternative ist, als der Griff zur Waffe und die Beteiligung am weiteren Morden?

Im Gegensatz zu "B." kann ich Dir zur Hälfte zustimmen: Wer lediglich aus Bequemlichkeit zu Hause bleibt und auch sonst in keiner Weise Widerstand gegen die unsoziale, umweltfeindliche und kriegerische Politik leistet, macht sich schuldig - sie oder er macht sich ebenso schuldig, wie jene, die eine der zur Wahl stehenden Parteien wählen und damit diese Herrschaft stabilisieren.

Wer sich allerdings wehrt, ob nun mit dem Mittel des Wahlboykotts oder sonst irgendwie, und diese wie auch immer gefärbte Regierung gewaltfrei bekämpft, unterstützt diese Regierung nicht.

Ciao
Adriana

P.S.: Sicher gibt es auch welche, die wählen gehen und dennoch die Regierung in der ein oder anderen Weise bekämpfen. Durch Vermischung entsteht immer eine breite Grauzone zwischen Schwarz und Weiß. Und wir alle befinden uns irgendwo im Grau - im lichteren oder im dunkleren...

 

18.08.05
[Demokratie-Diskussion]

Hallo Leute!

Immer wieder werden zwei Gründe zum besten gegeben, warum eine Demokratisierung der Wirtschaft nicht möglich sein soll: Erstens seien die Arbeiter zu dumm, um die nötigen Entscheidungen treffen zu können. Zweitens sei im Grundgesetz die Unantastbarkeit des Eigentums festgelegt.

Die von einigen hier erwähnten Beispiele und viele weitere zeigen, daß Arbeiter sehr wohl in der Lage sind, die Betriebe demokratisch zu lenken. Im übrigen hatten die Unternehmer in früheren Zeiten, zumal wenn sie den Betrieb geerbt hatten, selbst oft keinerlei Ahnung und stellten Manager ein. Statt dem heute über allem stehende Profit-Prinzip muß aber der Nutzen für die Menschen stehen. So würde heute in den Auto-Fabriken beispielsweise eine Mehrheit der Belegschaft sicherlich für die Produktion umweltfreundlicherer Modelle stimmen. Die Ausführung und Planung der einzelnen Produktionsschritte könnte dann trotzdem weiter in die Hand von Managern gelegt werden, die die demokratisch getroffenen Grundentscheidungen der Belegschaft ausführen müßten.

Viele Betriebe werden heute real bereits von einer großen Zahl von Menschen geleitet: den Aktionären. Manche meinten vor Jahrzehnten sogar, dies sei bereits eine (Vor-) Form von Vergesellschaftung. Doch bei Aktienbesitz zählt nur der Profit. Von denen, die gegen die Demokratisierung der Wirtschaft argumentieren, kam noch nie jemand auf die Idee, daß die Aktienbesitzer vielleicht zu dumm sind, einen Betrieb zu leiten. Denn wie jemand, dessen Lenkrad unbeweglich auf eine Richtung festgeschweißt ist, lenken sie vermeintlich die Aktien-Unternehmen in Richtung Profitsteigerung.

Wenn die "großartige Wirkung des Marktes" hochgelobt wird - meist im Vergleich zur Planwirtschaft durch staatlich eingesetzte Bürokraten - wird ebenso vergessen, daß eine große Anzahl von Menschen die Nachfrage und damit den Markt bestimmt - letztlich also wieder die Maximierung des Profits. Da Konsumenten aber ähnlich wie Aktionäre nur einen Ausschnitt aus der Gesamtrealität bewerten können, sind sie ebenso wie diese im Profit-Prinzip gefangen.

Zur Sache mit dem Grundgesetz noch so viel: Die Linken kaprizieren sich viel zu viel aufs Grundgesetz, während die Rechten zwar gern davon reden, wenn es ihnen nutzt, aber nie Hemmungen haben, es nach ihrem Gutdünken zurechtzubiegen oder umzumodeln. Im Punkt Sozialisierung der Produktionsmittel ist das Grundgesetz allerdings ziemlich "großherzig". Da wäre vieles möglich, ohne das Grundgesetz verändern zu müssen.

herzliche Grüße

Michael Baur

 

19.08.05

Warum ich mich am Wahlboykott beteilige

Es ist egal wer gerade an der Regierung ist, die Geldtöpfe sind leer. Warum sind sie leer?
Weil immer nur Löcher gestopft werden und die Misswirtschaft immer weiter geht. Weil Kapital und Manager mit den Regierungen unter einer Decke stecken.

Weil Regierungsbeamte im Aufsichtsrat und als Berater sitzen und deshalb nicht mehr glaubwürdig sind.

Weil es in diesem Land keine Demokratie gibt. Wenn Wahlen etwas ändern könnten wären sie längst verboten. Weil unsere Regierungsmitglieder einzig und allein ihre eigenen Interessen vertreten. Weil wir nur bei den Wahlen gefragt werden und damit geben wir der Regierung die Legitimation gegen das Volk zu regieren.

Von mir gibt eine keine Legitimation mehr, mir reicht es. Ich habe genug davon, dass ich bei keiner wichtigen Entscheidung wie die Einführung des Euro, um nur eine zu nennen, gefragt werde. Von mir kriegt keiner mehr meine Stimme, aber schweigen, schweigen will ich auch nicht, denn mundtot machen lasse ich mich von denen da oben nicht.

Ich habe die Schnauze voll von der Ausbeuterei, den Versprechungen, den Lügnern und Betrügern und von den verlogenen Parteien die sich schon kurz nach der Wahl nicht mehr an ihre Versprechungen erinnern können. Die vergessen haben wer sie gewählt hat.

Oskar wittert Morgenluft, oder ist ihm nur das Geld ausgegangen? Glaubwürdig ist er leider genauso wenig wie alle anderen Politiker. Die Demokratie hört schon vor dem Werkstor auf, obwohl man sich auch dort redlich bemüht den Schein zu wahren.

Wenn ich einer dieser Parteien eine Legitimation gebe, ist es ungefähr so wie wenn die Kuh sich ihren eigenen Metzger wählt.

Warum wählen sie sich eigentlich nicht gleich selbst? Ach so, geht ja nicht, dann könnte das dumme Stimmvieh ja merken, das es nicht in einer Demokratie lebt.

Gebt Eure Stimme nur ab, ich behalte meine lieber, sonst habe ich nach den Wahlen nämlich nichts mehr zu sagen. Ohne Stimme wird man nämlich immer überhört.

Erika Wagner

 

 

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Kontakt:
Klaus Schramm

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